2023 erzielten die Sparkassen in Deutschland einen vorsteuerlichen Rekordgewinn von 16,9 Milliarden Euro und übertrafen damit deutlich die private Konkurrenz: Die Deutsche Bank erwirtschaftete 5,7 Milliarden Euro, die Commerzbank 3,4 Milliarden Euro. (vgl. DSGV 2024a, S. 1) Auch die Volks- und Raiffeisenbanken erreichten mit 10,7 Milliarden Euro ein außergewöhnliches Ergebnis (vgl. BVR 2024a, S. 2). Diese beeindruckenden Rekordzahlen sind jedoch primär auf den Zinsanstieg und die daraus resultierenden Zinseinnahmen zurückzuführen.
Trotz dieses finanziellen Erfolgs stehen die regionalen Banken vor erheblichen Herausforderungen. Kunden erwarten heute schnellere Prozesse und umfassendere Digitalisierung. Diese Entwicklungen bieten nicht nur Vorteile für die Kunden – wie ortsunabhängige, kosteneffiziente und innovative Finanzprodukte und Dienstleistungen –, sondern ermöglichen Banken auch, signifikante Kosteneinsparungen zu erzielen. Die Notwendigkeit, Prozesse zu beschleunigen und digitale Leistungen anzubieten, unterstreicht die Relevanz moderner Technologien.
Effizienz und Innovation: Künstliche Intelligenz als Treiber für Regionalbanken
Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial, um die digitale Transformation in Banken voranzutreiben. Trotz bewiesener Effektivität in anderen Branchen wird KI in regionalen Banken oft noch als zu komplex oder kostenintensiv wahrgenommen. Dabei ermöglicht sie nicht nur die Automatisierung wiederkehrender Prozesse, sondern auch die Entwicklung innovativer Servicelösungen (Vgl. Gacic et al. 2019, S. 39; Friedrich et al. 2021, S. 52). So verspricht die Implementierung der KI-Technologien dazu, Effizienzgewinne zu realisieren und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit regionaler Banken zu sichern.
In diesem Kontext ist es von zentraler Bedeutung, die Potenziale der KI umfassend zu erkennen und strategisch in das Geschäftsmodell regionaler Finanzinstitute einzusetzen.
Fragen, die Praktiker beschäftigen
Die Einführung von KI in regionale Banken wirft zentrale Fragen auf, die sowohl technische als auch strategische Aspekte betreffen. Eine im Rahmen meiner Professur durchgeführte Studie konzentriert sich dabei besonders auf drei zentrale Themen:
- Welche spezifischen Anwendungsfelder für KI lassen sich in regionalen Kreditinstituten identifizieren? Es gilt, Bereiche zu erkennen, in denen KI den größten Nutzen entfalten kann, etwa durch Prozess- und Vertriebsautomatisierung, Betrugserkennung oder datenbasierte Produktempfehlungen.
- Wie kann KI strategisch in das Bankwesen integriert werden und welche Potenziale ergeben sich aus dieser Integration? Die Herausforderung liegt darin, KI nachhaltig und strategisch einzusetzen, um langfristige Effizienzgewinne und Mehrwert für Kunden und Banken gleichermaßen zu erzielen.
- Wie trägt der Einsatz von KI zur Wertschöpfung in regionalen Kreditinstituten bei und wie lässt sich dieser Erfolg messen? Die Definition geeigneter KPIs wie Zeitersparnis, Qualität und Kundenzufriedenheit sowie Kosteneinsparungen ist entscheidend.
Diese Fragen sind von entscheidender Bedeutung, um das Potenzial der Künstlichen Intelligenz gezielt zu nutzen, in das Geschäftsmodell regionaler Banken zu integrieren und sie damit zukunftssicher aufzustellen.
Die in diesem Blog behandelten Fragen werden in den kommenden Beiträgen vertieft. Dabei wird detailliert auf die zentralen Anwendungsfelder von KI eingegangen. Zudem werden erste Teilergebnisse aus der Studie vorgestellt, die aufzeigen, wie KI gezielt genutzt werden kann, um die beschriebenen Potenziale voll auszuschöpfen. Die Beiträge werden spezifische Anwendungsfelder von KI beleuchten, strategische Integrationsansätze aufzeigen und Einblicke in die Wertschöpfung regionaler Banken und Sparkassen durch den Einsatz von KI bieten.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz der klaren Vorteile sehen viele Banken die Integration von KI in das Geschäftsmodell und Wertschöpfungskette als ressourcenintensiv und komplex an. Diese Bedenken können jedoch durch gezielte Maßnahmen überwunden werden:
- Pilotprojekte starten, um den Nutzen von KI zu testen und erste Erfolge zu erzielen.
- Technologiepartnerschaften eingehen, um bewährte Lösungen effizient zu integrieren.
- Kooperationen mit der Wissenschaft, um durch die Einbindung wissenschaftlicher Expertise konzeptionelle Unterstützung bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Strategien zu erhalten.
- Mitarbeitende schulen, um die Akzeptanz und Effektivität neuer Technologien zu erhöhen.
Sind Sie an einem Austausch interessiert?
Die Automatisierung von Prozessen sowie das Angebot innovativer Lösungen mit Hilfe von KI sind für Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken keine Option mehr, sondern eine essenzielle Notwendigkeit, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. KI ermöglicht es, das Geschäftsmodell zu erweitern und flexibel auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Kunden einzugehen.
Falls Sie den Dialog über diese Entwicklungen suchen oder konkrete Lösungsansätze für Ihre Bank oder Sparkasse entwickeln möchten, stehe ich Ihnen gerne für ein weiterführendes Gespräch zur Verfügung.
Herzliche Grüße
Prof. Dr. Argjent Demiri
Quellen:
BVR (Hrsg.) (2024a): Jahrespressekonferenz. Online im Internet, https://www.bvr.de/p.nsf/0/EE22CB34E0474DC2C1258AD70045151A/$file/BVR_PK_März_2024_Presse.pdf
DSGV (Hrsg.) (2024a): Bilanzpressekonferenz 2024. Rentabilität der Sparkassen 2023. Online im Internet, https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.dsgv.de/content/dam/dsgv-de/newsroom/bilanz-pk-2024/20240312_10_B-PK_%25C3%259Cbersicht_Rentabilit%25C3%25A4t.pdf&ved=2ahUKEwj70LCj5-mFAxW2gv0HHaViDg0QFnoECC4QAQ&usg=AOvVaw0tdhpzEBhXvUvD_hUHC7NE
Friedrich, Lars/Hiese, Andreas/Dreßler, Robin/Wolfenstetter, Franziska (2021): Künstliche Intelligenz in Banken – Status quo, Herausforderungen und Anwendungspotenziale. In: Buxmann, Peter/Schmidt, Holger (Hrsg.) Künstliche Intelligenz. Berlin, Heidelberg, Springer Gabler
Gacic, Tamara/Kölmel, Bernhard/Richter, Alexander/Waidelich, Lukas (2019): Künstliche Intelligenz und potenzielle Anwendungsfelder im Marketing. In: Deutscher Dialogmarketing Verband e.V. (Hrsg.): Dialogmarketing Perspektiven 2018/2019. S. 31–52. Wiesbaden, Springer Gabler